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Auto Assembly 2008 in Birmingham
- Das Hin, das Da, und Überhaupt -

Das Bangen vorne weg

Nach einem Jahr Pause fand sie wieder statt, die größte europäische Transformers Fan Convention (nicht zu verwechseln mit einer Transformers Convention, da gibt es feine Unterschiede), und natürlich wollten meine Frau Daniela und ich wieder dabei sein. Also registrierten wir uns (Nummer 37 und 38, immerhin) und buchten Flug und Hotel.

Eine Woche vorher dann der große Schreck: Verdi droht der Lufthansa mit Streik. Unser Flug könnte also ins Wasser fallen. Verzweifelt sahen wir uns nach Alternativen um, aber keiner von uns beiden hatte Lust, 9 Stunden im Zug oder im Auto zu sitzen, um nach Birmingham zu kommen. Und während der Streik dann losging und die ersten Flüge gestrichen wurden, saßen wir wie auf glühenden Kohlen.

Zwei Tage vorher dann Entwarnung. Unser Hinflug würde stattfinden und unser Rückflug wurde zwar gestrichen, aber wir konnten problemlos auf einen anderen umbuchen, der weniger als 4 Stunden später ging. Somit also die erste Aufregung beseitigt und wir konnten uns auf ein schönes Wochenende in Birmingham freuen.

Die Anreise und das Hotel

Am Freitag, den 1. August, unserem Anreisetag, dann der zweite Schock. Rechtzeitig am Flughafen, der Flug ruhig und fast ohne Turbulenzen, die Landung sanft, die Taxifahrt nach Birmingham rein angenehm, aber dann... das Hotel! Das Norfolk Hotel in Birmingham. Normalpreis für eine Übernachtung GBP 49,- für ein Einzel-, GBP 69,- für ein Doppelzimmer. Wahrscheinlich hätten wir misstrauisch werden sollen, dass wir im Internet ein Doppelzimmer für EUR 39,- pro Nacht buchen konnten.

Ich habe ja schon so einiges an Hotels gesehen. Auf einer beruflichen Fahrt nach Augsburg übernachtete ich mal in einem Hotel namens "Ziegenstall", das seinem Namen alle Ehre machte. Aber das war alles nichts gegen das Norfolk Hotel. Die Lobby ging ja noch, aber dann ging"s los. In jedem Gang stank es nach was anderem. Vor dem Fahrstuhl sogar nach Pferden. Der Knopf vom Fahrstuhl war ab, man drückte direkt in die Schaltkreise. Und das war erst der Anfang.

Das Zimmer stammte aus den 70er Jahren und das war vermutlich auch die Zeit, wann dort zuletzt sauber gemacht wurde. Es roch nach Qualm (obwohl es ein Nichtraucherzimmer war) und das Bad war eine Zumutung. Außerdem hatten wir ein Doppelzimmer gebucht, bekamen aber eines mit zwei einzelnen Betten. In der abgegriffenen Kommode fehlte schon eine Schublade und oben in der Ecke hing etwas, was mehr nach einer Kamera denn einem Rauchmelder aussah. Und die Krönung dann: Zum Zudecken gab"s nur zwei ranzige, speckige Steppdecken.

Auf dem Weg nach Draußen durften wir dann noch mal begutachten, wie im Norfolk Hotel die Zimmerreinigung aussieht. Putzfrau (ohne Wagen oder irgendwelche Putzutensilien) macht die Tür auf, sprüht eine halbe Flasche Lufterfrischer oder was weiß ich rein, und Tür wieder zu. Das war"s. Wir informierten kurz die Dame in der Lobby, dass wir hier auf keinen Fall übernachten würden, und flohen, den Kopf darüber schüttelnd, dass der Normalpreis für dieses Rattenloch (und damit beleidigen wir die armen Ratten noch) bei fast 100 Euro die Nacht liegt.

Glücklicherweise war nur ca. 100 Meter weiter das Hotel, in dem wir schon 2006 übernachtet hatten. Im Internet waren die Preise dort verdammt hoch gewesen (es hatte inzwischen den Besitzer gewechselt), aber der Concierge hatte Mitleid mit uns und wir bekamen ein Doppelzimmer zu einem fairen Preis. War zwar am Ende alles etwas teurer als geplant, aber egal. Hauptsache ein sauberes Zimmer.

Birmingham, die Stadt

Um den angebrochenen Freitag Nachmittag noch zu nutzen fuhren wir mit dem Bus in die Birminghamer Innenstadt und machten ein wenig Shopping. Leider mussten wir dort jedoch feststellen, dass fast die Hälfte aller Läden und Büros leer stand, während die vorhandenen Läden doch stark Schicki-Micki Charakter angenommen hatten. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft wohl auch in England immer weiter auseinander.

In punkto Spielzeug war unser einziger Treffer ein Woolworth, der jedoch eine recht ordentliche Auswahl präsentierte. Da es aber schon spät war machten wir uns recht bald wieder auf den Heimweg, denn die Geschäfte in Birmingham haben auch Samstag und Sonntag geöffnet, insofern wollten wir dort noch mal später vorbeischauen.

Wir nahmen noch einen guten Burger in einem nahen Restaurant (mehr eine Kneipe) zu uns und fielen dann in das (saubere) Bett, den Schlaf der Gerechten schlafend.

Obwohl, nicht ganz. Wir quälten uns noch mal kurz aus den Federn, denn man konnte sich bei der Auto Assembly seinen Eintrittspass schon am Vorabend der Veranstaltung abholen, insofern dackelten wir noch mal zu den Clarendon Suites rüber (eine Straße weiter) und holten die Pässe ab. Dort wechselte ich dann auch ein paar Worte mit Simon, dem Veranstalter der AA, und reservierte mir eine Viertelstunde Plauderzeit für den Folgetag, aber dazu später mehr. Wie gesagt, jetzt ging es erstmal in die Federn.

Die Auto Assembly, los geht"s!

Nach einer erholsamen Nacht und einem guten Frühstück spazierten wir dann rüber zu den Clarendon Suites und konnten dank unserer bereits abgeholten Pässe direkt an den Schlange stehenden Besuchern vorbei direkt in den Hauptraum einlaufen. Das hatte auf jeden Fall den Vorteil, dass es drinnen noch relativ leer war. Viel Platz also, um sich gleich mal die Tische der Verkäufer und ganz allgemein den Aufbau des ganzen anzusehen.


Der erste Blick fiel dann fast sofort auf ein großes HASBRO Schild. Ja, tatsächlich. Nach sieben Jahren, die es die Auto Assembly jetzt schon gibt, hat sich Hasbro UK nun doch mal entschlossen, mit einem eigenen Stand dabei zu sein. Und dort waren dann auch gleich eine ganze Reihe der neusten Produkte ausgestellt, die das TF Herz höher schlagen ließen.


Und siehe da: Es gab sogar eine Internetadresse für einen englischen Hasbrotoyshop. Wer sich ein wenig auskennt weiß ja, der Hasbrotoyshop in den USA hat ein gutes Sortiment hat, aber leider nur in die USA liefert. Ich hatte ja schon Hoffnungen, dass hier vielleicht ein Shop wäre, der europaweit liefert, aber leider Pustekuchen. Nur für UK-Residents. Genau übrigens wie das Preisausschreiben vom Toyshop. Als kleines Trostpflaster durfte ich dafür aber mal den Animated Leader Ultra Magnus in die Hand nehmen.


Das Angebot:


Neben ein paar Ständen mit Custom-Figuren, speziellen Artikeln für die spätere Versteigerung, und diversen anderen Specials, wurde der größte Teil der Halle natürlich von Verkaufsständen eingenommen. Und solange der Raum noch leer war wollte ich hier natürlich ordentlich punkten. Also ging es sofort in die erste Runde und der Rucksack sowie diverse Tüten füllten sich schnell.
 
Irgendwo zwischen dem Glücks-Flash und der Verzweiflung über die sich viel zu schnell leerende Brieftasche machten sich bei mir noch ein paar interessante Fakten bemerkbar. Es gab kaum was in Richtung Animated und Universe 2008. Gerade mal zwei Stände führten hier was und auch nur Kram aus der ersten Wave. Das Publikum in England war nicht ganz so diversifiziert wie bei der BOTS in Holland, aber auch hier tummelte sich jung wie alt, Familien mit Kindern, und besonders hervorstechend eine ziemlich große Dame mit bunten Zöpfen und pinken Puschel-Boots, die auch so einiges an TFs mit nach Hause nehmen sollte.
Um 12.00 folgte dann die offizielle Eröffnungszeremonie. Nach ein paar kurzen Worten wurden uns die anwesenden Gäste vorgestellt. Diese waren Auto Assembly Dauergast Simon Furman, Andrew Wildman, Geoff Senior, Simon Williams, Jason Cardy, Lew Stringer, Staz Johnson, Liam Shalloo und Kat Nicholson, ihres Zeichens alle im Felde der Comics bzw. des Zeichnens beschäftigt.

Der große Ehrengast des Tages jedoch war Dan Gilvezan, die Originalstimme von G1 Bumblebee. Dan sollte aber später am Tag noch mal eine ausführlichere Vorstellung geben, insofern an dieser Stelle nur eine kurze Begrüßung.

Direkt im Anschluss wurde der erste Trailer für das neue TF Animated Computerspiel gezeigt. Vom eigentlichen Spiel sah man jetzt nicht so viel, aber es machte doch einen guten Eindruck. Da ich persönlich mit Computerspielen aber nicht so viel anfangen kann, hab" ich da nicht wirklich viel zu notiert.
Pause

Da im folgenden ein paar Programmteile folgen sollten, die für uns nicht so von Interesse waren, und außerdem der Beute-Rucksack schon verdammt schwer geworden war, entschlossen wir uns eine Pause zu machen. Zurück ins Hotel, Beute abgeladen, und kurz entschlossen noch mal einen Trip in die Innenstadt zum Woolworth eingeschoben. Hier konnte Daniela dann auch noch einiges an Beute machen, so dass wir nicht nur mit TFs im Gepäck die Heimreise antreten würden. Immer noch Schade dass außer dem Woolworth eigentlich nichts an Spielzeug zu holen war in der Birminghamer Innenstadt, aber schön anzusehen war sie immer noch.
Im Gespräch mit Bumblebee

Das Schönste stand uns ja noch bevor: Der Auftritt von Dan Gilvezan. Dieser hatte nicht nur ein Bumblebee T-Shirt im Gepäck, sondern auch seine Ehefrau (zu erkennen an dem Schriftzug "Mrs. Bumblebee" auf ihrem Rücken), sowie eine ganze Reihe von Anekdoten zu den Arbeiten an der G1 Cartoonserie.

Damals quetschte man sich mit teils über 20 Leuten in ein ziemlich kleines Aufnahmestudio. Zum Glück ist Peter Cullen dem Vernehmen nach ja verdammt klein, aber es war trotzdem eng. Teilweise gingen die Aufnahmesessions über 8 oder mehr Stunden (heute sind max. 4 Stunden erlaubt) und mehr als ein Sprecher wurde von Aufnahmeleiter Wally Burr zu einem weinenden Nervenbündel reduziert.

Dan erzählte, dass er Wally Burr vor kurzem wieder traf, und sich der Dialog ungefähr so abspielte:
Dan: "Hallo, Wally!"
Wally: "Okay, Dan! Das jetzt bitte noch mal mit ein bisschen mehr Gefühl!"
Dan erinnerte sich gerne an seine damaligen Kollegen, besonders an Frank Welker (Megatron), der immer für einen Lacher gut war, und auch an den mittlerweile verstorbenen Scatman Scrothers (Jazz), der zur Überbrückung der Wartezeiten auch mal die Gitarre dabei hatte. Mit etwas gemischten Gefühlen erinnert er sich an den inzwischen ebenfalls verstorbenen Chris Latta (Starscream), der zwar ein hervorragender Sprecher war, aber auch immer für Ärger und Überraschungen sorgte.

Ursprünglich sollte Dan wohl neben Bumblebee auch Spike sprechen, aber da er in dieser Doppelrolle sehr viele Dialoge mit sich selbst gehabt hätte, wurde das kurzfristig geändert. Dan sprach neben Bumblebee allerdings auch noch Outback, Hot Spot, Rollbar, Scamper, Skids und Snapdragon. Außerdem hatte er auch ein Demo-Band für den 2007er Kinofilm eingeschickt, von Don Murphy jedoch nie was zurückgehört. Man hatte schon ein wenig das Gefühl, dass ihm das etwas gestunken hat.

Dan, der nichts mehr hasst als Fragen wie "In Folge 42 in Szene 11 war für 3 Sekunden", hatte seine Anfänge im Voice Actor Geschäft mit der 70er Jahre Serie "Spider-Man und seine außergewöhnlichen Freunde", wo er den Spider-Man sprach. In letzter Zeit war er u.a. in einer Folge von Boston Legal zu sehen.

Für das 25jährige Jubiläum der Transformer würde Dan gerne mit den anderen verbliebenen Sprechern von G1 eine gemeinsame Lesung machen. Es steht aber noch in den Sternen, ob Hasbro eine solche Idee umsetzen möchte.

Insgesamt hat man Dan den Spaß sichtlich angesehen, er war mit vollem Eifer dabei. Mir persönlich kam er als sehr sympathisch rüber und ich würde mich freuen, ihn auf einer anderen Convention wieder zu sehen.

Sonstiges

Nach dem Auftritt von Dan machte ich noch mal eine Runde um die Dealer-Tische und dann näherten wir uns auch schon dem Ende des Programms. Es gab eine Verlosung, wo die deutsche Fraktion auch diesmal punkten konnte. Ich durfte einen Animated Lockdown in Empfang nehmen. Okay, den hatte ich zwar leider schon, aber es geht ja ums Gewinnen, nicht um den Preis. Zwei TF Conventions, zweimal im Preisausschreiben gewonnen. Das ist doch schon mal ein toller Lauf.

Danach war dann eigentlich Feierabend und die Besucher wandten sich so langsam gen Ausgang. Daniela und ich verblieben noch ein wenig, um den völlig erschöpften Simon Plumbe in Beschlag zunehmen. Da wir ja für nächstes Jahr eine TF Fan Convention in Deutschland planen, wollten wir natürlich von einem Profi wie Simon ein paar Tipps einholen.

Trotz völliger Erschöpfung plauderte Simon ein wenig aus dem Nähkästchen und gab uns eine Reihe wertvoller Hinweise, die wir hoffentlich auch in die Tat werden umsetzen können. Auch wird er uns mit Rat und Tat beiseite stehen, zumindest sobald er wieder aufrecht stehen kann (der arme Mann braucht dringend Urlaub).

Das war"s dann!

Und damit war das Wochenende schon fast vorbei. Wir aßen im Hotel genüsslich zu Abend, gingen ins Bett, schliefen aus, fuhren am nächsten morgen zum Flughafen und jetteten heim. Nebenbei erfuhren wir, dass der Lufthansa-Streik inzwischen beigelegt war und nächste Woche der Flugbetrieb wieder ganz normal ablaufen würde. Toll, oder?

Aber wir sind ja mit viel Beute und ohne Schäden wieder daheim angekommen, was ja die Hauptsache ist. Alles weitere, so stressig und blöd es in dem Moment auch gewesen sein mag, ist jetzt nur noch eine amüsante Anekdote.

Fazit des Wochenendes: Ein voller Erfolg. Und ein Tipp für jeden TF Fan: Auch mal auf eine Fan Convention fahren.

Oh, und keinesfalls im Norfolk Hotel in Birmingham übernachten.

Bis bald,
euer Philip
 

Bildergalerie:

 

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